»Die Frucht wird auf ihre reine Form reduziert, doch der Skandal ist, dass wir in dieser Form immer noch die Zitrone erkennen und im viel zu passgenauen Loch deren Umrisse. (... ) Barthes Kritik am niederländischen Stillleben, dass darin Dinge auf nichts mehr weiter als einfache Oberflächen reduziert und damit ihre Rätsel gelöst seien, wird in der 3-D-Modellierung zum Grundprinzip allen Schaffens.«
Sogenannte künstliche Intelligenzen produzieren Bilder, die von Fotografien kaum mehr zu unterscheiden sind. 3-D-Animationen versetzen uns in die Virtual Reality fantastischer Schöpfungen. Diese neuen Bilder stellen unser Verständnis der Realität in Frage. Ausgehend von dem am Rechner erzeugten Stillleben Cyborg des Künstlers Takeshi Murata befasst sich Jacob Birken nicht nur mit den Anfängen des errechneten Bildes, sondern vor allem auch mit dessen Vorläufern – mit den eigentlichen Avantgarden des aus Pixeln zusammengesetzten Realismus –, den Stillleben der frühneuzeitlichen Malereiwerkstätten. Dort entstanden Tafelbilder, deren Realitätseffekte dazu verführen sollten, etwa nach gemalten Zitronen zu greifen. Weitere Bezugspunkte sind die Montagetechnik des Surrealismus und die Malerei des Fotorealismus. Birken zeigt, dass solche Vergleiche alles andere als oberflächlich sind, sondern bis in die Methoden der Werkstätten, Ateliers und Computer hinein reichen. Auch die verabsolutierte »Neuheit« des errechneten Realismus erweist sich als Trompe-l‘œil, als Augentäuschung.
ISBN: 978-3-98761-005-9
Autor: Jacob Birken
Titel: Vom Pixelrealismus. Takeshi Muratas Stillleben Cyborg
Format: 165 mm × 105 mm, 138 Seiten
Veröffentlicht: Oktober 2023
folgt in Kürze ...